Um Form und Schutzfunktionen von Lederschuhen zu erhalten, ist eine regelmäßige Pflege erforderlich. Für die verschiedenen Lederarten und Pflegeanforderungen gibt es unterschiedliche Pflegeprodukte, die alle das Naturprodukt geschmeidig halten und langen Werterhalt garantieren.
Raulederpflegemittel
Rauleder sind ein typisches Beispiel für empfindliche Oberflächen. Sie sollten einerseits auf Grund ihrer völlig offenen Poren besonders gründlich imprägniert werden, andererseits darf der Flor nicht durch Wachse oder Fette verkleben. Imprägniersprays sind so konzipiert, dass sich die Wirkstoffe fein und gleichmäßig verteilen und ins Leder eindringen. Jede einzelne Lederfaser wird von den Imprägnierwirkstoffen umhüllt, dennoch bleibt die Atmungsaktivität erhalten. Für gleichzeitige Farbauffrischung sind Rauledersprays in gängigen Farbtönen erhältlich. Zunehmend beliebt sind flüssige Velourspflegemittel. Sie enthalten die gleichen Rohstoffe wie Imprägniersprays in emulgierter Form. Rauleder werden vor und nach dem Auftragen von Pflegemitteln mit einer speziellen Rauleder-Bürste gründlich aufgeraut.
Fein-Schuhpflegemittel
Zur regelmäßigen Pflege von Schuhen aus Glattleder stehen Fein-Schuhpflegemittel zur Verfügung, die als Tubencremes oder Lotionen angeboten werden. In diesen Produkten sind Wachse, Öle und Imprägnierwirkstoffe als pflegende Bestandteile in Wasser emulgiert. Die Ölphase zieht erst mit Verdunsten des Wasseranteils gleichmäßig ins Leder ein und verhindert so Verfleckungen. Daher sind Fein-Schuhpflegemittel auch für empfindliche, ungedeckte Glattleder geeignet. Voraussetzung ist jedoch stets die Grundimprägnierung.
Selbstglanzprodukte
Einen Sonderfall stellen selbstglänzende Schuhpflegemittel dar. Sie eignen sich zur Pflege aller Glattleder. Die flüssigen oder gelartigen Emulsionen werden mit Hilfe eines Schwammaufträgers verteilt und bilden nach dem Trocknen elastische, dünne und selbstglänzende Filme. Man verwendet sie hauptsächlich als schnelles Glänzungsmittel, wenn zum normalen Putzen keine Zeit bleibt. Sie enthalten pflegende Bestandteile wie Bienenwachs, oder Wachse von Pflanzen (z. B. Carnauba) oder von Wolle (Lanolin).
Lederkleidung und Lederwaren
Bei Lederbekleidung werden meist feine und empfindliche Lederarten verwendet. Bei der Pflege hängt die korrekte Behandlung von der Art des Leders ab. Zur Pflege von Kleidung aus Glattleder, z. B. Nappa, eignen sich Leder-Schaumreiniger. Nach dem Trocknen wird eine farblose Emulsionscreme dünn aufgetragen. Dabei handelt es sich um Emulsionen, deren pflegende Bestandteile speziell auf Bekleidungsleder abgestimmt sind. Kleidung aus Rauleder sollte regelmäßig mit einer Kreppbürste oder speziellen Gummiblöcken aufgeraut werden. Für kritische Stellen wie Kragen oder Taschen gibt es darüber hinaus spezielle Ledergummis oder Veloursreiniger. Von farbigen Mitteln sollte man in beiden Fällen absehen, da sich auf großen Flächen nur schwer eine Gleichmäßigkeit erzielen lässt; außerdem ist eine leichte Abfärbung nicht immer zu vermeiden.
Für Lederwaren, wie zum Beispiel Taschen, Geldbörsen und Gürtel, gelten die gleichen Empfehlungen wie für Lederbekleidung.
Kleine Lederkunde
Leder ist ein langlebiges Naturprodukt. An die Vielseitigkeit von Leder reicht kein anderes Material heran. „Einmalig in Aufbau, Optik und Verhalten weist es positive Eigenschaften auf, die sich auf technischem Weg kaum ‚nachbauen‘ lassen“, so Dr. Bernd Glassl, Bereichsleiter Haushaltspflege im Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e. V. (IKW). Leder ist elastisch und atmungsaktiv, kann Körperfeuchtigkeit aufnehmen, ohne nass zu wirken; es ist reißfest und verformbar zugleich. Und schließlich schützt Leder vor Kälte und Nässe, es ist atmungsaktiv und dehnbar.
Heute sind über 200 verschiedene Lederarten bekannt. Man unterteilt sie in die zwei großen Gruppen Glattleder und Rauleder. Unter die Gruppe der Glattleder fallen gedeckte, ungedeckte, gewachste, gefettete sowie lack- und folienbeschichtete Leder. Bei Rauleder unterscheidet man zwischen Veloursleder, das früher als Wildleder bezeichnet wurde und die angeschliffene Innenseite („Fleischseite“) des Leders zeigt, und Nubukleder, das durch das Anschleifen der Außenseite („Haarseite“) des Leders entsteht.
Welche Eigenschaften ein Leder hat, entscheidet eine Vielzahl von Faktoren, unter anderem die Tierart, von der die Haut stammt, und die Gerb- und Färbetechniken. So sind Leder von Rind, Kalb, Schwein oder Pferd strapazierfähig und daher auch für den Sport- oder Arbeitsbereich geeignet; hingegen sind Leder von Ziege oder Schaf empfindlicher. Bezüglich der Gerbung unterscheidet man zwischen pflanzlicher und mineralischer Gerbung. Die mineralische Gerbung erfolgt zumeist mit Chromsalzen. Manchmal werden beide Gerbarten auch kombiniert. Die traditionelle pflanzliche Gerbung ist im Rahmen des Trends „Zurück zur Natur“ wieder in Mode gekommen. Rau- oder Glattleder werden direkt im Anschluss an die Gerbung mit löslichen Farbstoffen gefärbt, alternativ dazu können Glattleder im getrockneten Zustand gegebenenfalls mit mehreren Farbaufträgen beschichtet werden. Beide Färbetechniken werden auch oft kombiniert. Der letzte Auftrag („Finish“) bestimmt, wie das Leder aussieht und wie es sich beim Tragen anfühlt.
Übersicht: Lederarten
Glattleder: Bei Glattledern wird zwischen gedeckten und ungedeckten Ledern unterschieden:
- Gedeckte Leder sind farbbeschichtet, mit einem oder mehreren Farbaufträgen. Bekannte Beispiele sind das u. a. für typische, elegante Herrenschuhe verwendete Boxcalf-Leder, oder das durch eine spezielle Gerbung besonders weiche Nappaleder, dessen Name sich vom Napa-Tal in Kalifornien herleitet. Sonderformen von gedeckten Ledern sind zusätzlich z. B.
- gewachst bzw. gefettet (entweder gleich nach der Gerbung mit einer Wachs-Fett-Emulsion behandelt oder nach der Gerbung zunächst getrocknet und dann damit besprüht)
- lackbeschichtet (klassische Lackleder-Schuhe. Auf das trockene Leder wird farbiger oder farbloser Zwei-Komponenten-Lack aufgespritzt oder gegossen)
- folienbeschichtet (gefärbte, bedruckte Metallfolien auf thermoplastischem Trägermaterial werden mit Hitze und Druck auf das trockene Leder gepresst, für modische Damenschuhe).
- Ungedeckte Leder sind unbeschichtet und empfindlicher als gedeckte Lederarten. Es gibt sie naturfarben oder gefärbt. Ungedeckte gefärbte Leder sind vom Farbstoff vollkommen durchdrungen und nicht nur oberflächlich gefärbt.
Rauleder
- Veloursleder (Wildleder), dessen gleichmäßige, faserige Oberfläche durch Schleifen der Fleischseite des Leders entsteht
- Nubukleder, bei dem durch Anschleifen der Haarseite künstlich Faserigkeit erzeugt wird: Es hat kürzere Fasern als Veloursleder und benötigt mehr Pflege, um es schön zu erhalten.
Leder für Herrenschuhe aus Glattleder stammt zumeist vom Rind oder Kalb, seltener vom Pferd, für Damenschuhe zumeist vom Kalb oder von der Ziege.
Pflege für Schuhe aus synthetischen Materialien
Schuhe aus Kunstleder können wie die entsprechenden Oberflächen aus Echtleder behandelt werden. Je ähnlicher ein synthetisches Material in seinen Eigenschaften dem Leder wird, desto wichtiger ist die gleiche Pflege. Für textile Obermaterialien und Schuhe aus Materialkombinationen ist die Grundimprägnierung besonders wichtig. Damit lässt sich vermeiden, dass die Oberflächen schnell verschmutzen. Zudem leidet das Material unter jeder Reinigung und muss anschließend stets neu imprägniert werden. Es werden spezielle Reinigungsmittel angeboten, z. B. so genannte Schuhshampoos, die auch für Glatt- und Rauleder geeignet sind. Sie beseitigen in verdünnter Form die weißen Ränder, die im Winter durch die Mischung aus Salz und Schneematsch auf den Schuhen entstehen. Spezielle Schneerandentferner für Glatt- und Raulederschuhe entfernen die unschönen Ablagerungen ebenfalls.
Quelle: IKW: Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V.
Die Broschüre „Ein gepflegter Haushalt – Gewusst wie“ kann kostenlos unter Downloads bestellt werden bzw. hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.