Eine kleine Geschichte übers Putzen. Jeder tut es, die wenigsten jedoch mit Enthusiasmus: Hausarbeit ist für die meisten Menschen ein leidiges Übel. Dabei bietet das Thema viele Anlässe zum Schmunzeln
Wussten Sie zum Beispiel, dass…
…Tony Blair, der Ex-Premierminister Großbritanniens, seiner Frau den Heiratsantrag machte, während diese gerade die Toilette putzte?
…sich über 2,7 Millionen Deutsche jedes Jahr im Haushalt verletzen? (Der Männeranteil beträgt dabei übrigens 46 Prozent.)
…es im US-amerikanischen Colorado verboten ist, seinem Nachbarn den Staubsauger zu leihen?
Kärcher nimmt diese kuriosen Fakten zum Anlass, um einmal in die Geschichte des Putzens einzutauchen und Antworten zu finden auf die Frage: Wie wurde Hausarbeit zu dem, was sie heute ist? Eine Wandlung, die auch Literaturwissenschaftlerin Maria Antas in „Wisch und Weg: Ein Buch über das Putzen.“ auf humorvolle und lesenswerte Art beleuchtet.
Die Tugend des Putzens
In den 30er-Jahren wurde Hausarbeit oft mit Tätigkeiten außer Haus gleichgesetzt, sei sie doch genau so anspruchsvoll und anstrengend. Putzen galt als Tugend und selbstverständlicher Teil des Alltags in einer Zeit, in der Ratgeber, Motivationsbücher und Video-Tutorials noch in weiter Ferne lagen. Und heute? Da ist Putzen einfacher geworden und umweltfreundlicher, aber auch unpersönlicher. Der Akt des Reinmachens, einst behandelt wie eine Wissenschaft und mit Herzblut betrieben, ist heute Mittel zum Zweck. Aus Putzen sei eine Stresswelt geworden, dabei wäre Reinigen so wichtig, weil es das Chaos verringert und wir auch innerlich aufgeräumter sind, wenn wir um uns herum Platz schaffen, so die Autorin Antas.
Hausarbeit als sinnstiftendes Ritual
In den 60er-Jahren prägten Putzrituale den Familienalltag. Das Reinemachen war eine gemeinschaftliche Tätigkeit, die das Kalenderjahr ähnlich streng strukturierte festlegte wie der Wechsel der Jahreszeiten – und so das Zusammenleben mitgestaltete. Laut Maria Antas machte es Freude, das Zuhause nicht nur zu reinigen, sondern mit Osterhasen, Kerzenleuchtern, Birkenreisig und Tannenzweigen zu schmücken und damit behaglicher zu machen. Auch der Frühjahrsputz hat in vielen Kulturen eine lange Tradition und dient gleichzeitig einem pragmatischen Zweck: Als noch mit Holz und Kohle geheizt wurde, sind die Möbel durch den Ruß stark eingestaubt. Mit dem Frühjahr endete auch die Heizsaison; jetzt lohnte es sich, gründlich sauber zu machen und sich gemeinsam auf den bevorstehenden Sommer einzustimmen.
Auf den Wochenputz, der in der Regel von der Frau erledigt wurde, folgte das „Auffrischen“ am Wochenende – meistens durch den Vater. Das penible Saubermachen diente vorrangig der positiven Außendarstellung: Für unangekündigte Überraschungsgäste musste die Wohnung schließlich picobello sein. Auch wenn die frühere Besuchskultur in dieser Form nicht mehr existieren mag – spontane Treffen scheitern noch heute oftmals an der Befürchtung, in eine unaufgeräumte Wohnung einzuladen, wie eine Studie1 von Kärcher aus dem Jahr 2017 zeigt.
Waschmaschine und Teppich als Statussymbol
Damals wie heute spielen passende Geräte und die Wahl der richtigen Reinigungsmittel eine große Rolle. Was 2019 moderne Staubsauger und Hartbodenreiniger, waren einstmals Scheuerbürste und abgetragene Kleidungsstücke. Den Schmutz betrachtete man aus nächster Nähe auf Knien, statt wie heute ergonomisch korrekt mit durchgestrecktem Rücken. Das änderte sich in den 70er- und 80er-Jahren mit dem Aufkommen moderner Staubsauger. Gleichzeitig begann damit die Abkehr von tristen Kunststoffbelägen – Teppichböden avancierten zum neuen Statussymbol. Nicht minder einschneidend war die Einführung der Waschmaschine, die Wasserkessel, Waschbrett und körperlich anstrengendes Arbeiten vergessen machte. Reinere Wäsche in kürzerer Zeit und mit weniger Aufwand – auch aus gesundheitlicher Sicht ein echter Zugewinn. Arbeiten wie das Fensterputzen hingegen blieben eine waghalsige Angelegenheit. Da Scheibe und Rahmen meist nach außen öffneten, war das Sicherheitsrisiko hier besonders hoch. Eine Sache, die sich übrigens nicht geändert hat: Nach Umfragen des Robert-Koch-Instituts passieren die meisten Unfälle auch heute noch in den eigenen vier Wänden.